Häuser, in denen Werte lagern
Beim kreislauffähigen Bauen werden Baustoffe unter dem Gesichtspunkt der Wiederverwendbarkeit ausgesucht. Sie behalten somit ihren Wert und das Haus wird zu einer Materialbank für wiederverwertbare Bauteile.
Damit beim Bau und dem späteren Bewohnen von Häusern weniger Energie und Rohstoffe verbraucht werden, gewinnt der Kreislaufgedanke im Baubereich immer mehr an Bedeutung. Traditionell werden Gebäude so gebaut, dass sie nach ihrer Nutzungsdauer abgerissen werden und die Materialien größtenteils entsorgt werden müssen. Aber wie würden wir bauen, wenn wir Gebäude nicht als Wegwerfobjekte betrachten, sondern jedes Bauteil seinen Wert behält und eine wertvolle Ressource bleibt?
Aus dieser Perspektive sind Häuser nicht mehr nur Verbraucher von Ressourcen, sondern fungieren als Materialbanken, in denen Baustoffe lagern. Sollten diese eines Tages nicht mehr für das ursprüngliche Haus benötigt werden, können sie an anderer Stelle weiterverwendet werden. Dies ist ein spannender Ansatz, der gut zum traditionellen Verständnis der Zimmerleute vom sparsamen Ressourceneinsatz passt. Wir von der Zimmerei Stamer verbinden dieses Verständnis mit den Möglichkeiten der modernen Planung und Fertigung, wie wir sie in unserem Unternehmen in Lübeck realisiert haben.
Planung mit Blick auf den Rückbau
Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis die Bauteile eines Hauses mehrheitlich wiederverwendbar sind. Dieses Ziel erreichen wir jedoch nur, wenn wir uns auf den Weg machen. Deshalb achten wir von der Zimmerei Stamer schon heute bei vielen Details darauf, dass sie rückbaubar und wiederverwendbar sind. Ein einfaches Beispiel: Sind zwei Bauteile verklebt, können sie nicht getrennt werden, ohne die einzelnen Teile zu beschädigen. Sind die Elemente nur verschraubt, ist eine Trennung spielend einfach.
Um ein Haus später wieder in seine Einzelteile zu zerlegen, ist eine gute Dokumentation unverzichtbar. Darum erfassen wir schon heute so viele Informationen wie möglich zu den Produkten, die wir einsetzen. Idealerweise erhält eine Baufamilie bei der Schlüsselübergabe zu ihrem neuen Zuhause auch eine Art Identitätsdokument, das detaillierte Informationen über die verbauten Materialien, deren Energiebilanz und Lebenszyklusdaten enthält. Noch ist das in diesem Umfang Zukunftsmusik, aber es ist das Ziel, auf das wir uns zubewegen, wenn wir eine effiziente Kreislaufwirtschaft verwirklichen wollen.
Plattform für gebrauchte Bauteile
Zurzeit ist es noch fast unmöglich, ein Gebäude zurückzubauen. Rückbaubarkeit war zum Zeitpunkt der Planung und Fertigstellung der meisten Gebäude in Deutschland noch kein Thema. Trotzdem lassen sich einzelne Elemente ausbauen und wiederverwerten. Auf Marktplätzen wie Concular (concular.de) werden sie angeboten und gekauft. Brandschutztüren, Fenster oder Fassadenplatten – all das wird zurzeit irgendwo in Deutschland abgebaut und wartet darauf, dass jemand es bei der Planung für ein neues Gebäude berücksichtigt. Eine Idee im Aufbruch, die schon heute inspirieren kann.
Das lohnt sich doch nicht – von wegen!
Das alles klingt vielleicht idealistisch, aber die Idee des kreislauffähigen Bauens wird vom Weltwirtschaftsforum eindrucksvoll mit Zahlen untermauert: Durch die Umsetzung kreislauforientierter Bauweisen könnten weltweit Rohstoffe im Wert von mindestens 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr eingespart werden. Angesichts knapper werdender Ressourcen und steigender Umweltauflagen ist es daher nicht nur wünschenswert, sondern es wird immer wichtiger, Gebäude als Vermögenswerte zu betrachten, die wertvolle Materialien enthalten und diese bei Bedarf für zukünftige Bauprojekte freigeben können.